Fokus: Was bedeutet der militärische Drohneneinsatz der Türkei im nordsyrischen Gebiet von Tel Rifaat bis Derik?

Die Luftschläge gegen Syrien erfolgten nach dem Terroranschlag auf das Innenministerium in der Hauptstadt Ankara am 01.10.2023. Eine ähnliche Operation (Claw-Sword) fand unmittelbar nach dem Terroranschlag in der Istiklal-Straße am 13.11.2022 statt. Obwohl der Terroranschlag am 01.10.2023 stattfand, ermittelten die türkischen Sicherheitskräfte zuerst die Täter und ihre Herkunft.

Die Luftschläge gegen Syrien erfolgten nach dem Terroranschlag auf das Innenministerium in der Hauptstadt Ankara am 01.10.2023. Eine ähnliche Operation (Claw-Sword) fand unmittelbar nach dem Terroranschlag in der Istiklal-Straße am 13.11.2022 statt. Obwohl der Terroranschlag am 01.10.2023 stattfand, ermittelten die türkischen Sicherheitskräfte zuerst die Täter und ihre Herkunft.

Die Luftschläge gegen Syrien erfolgten nach dem Terroranschlag auf das Innenministerium in der Hauptstadt Ankara am 01.10.2023. Eine ähnliche Operation (Claw-Sword) fand unmittelbar nach dem Terroranschlag in der Istiklal-Straße am 13.11.2022 statt. Obwohl der Terroranschlag am 01.10.2023 stattfand, ermittelten die türkischen Sicherheitskräfte zuerst die Täter und ihre Herkunft. Auffallend war die Botschaft, die von der Terrororganisation vermittelt werden sollte. Es war das erste Mal in der Geschichte, dass das Innenministerium zum Ziel eines Anschlags wurde. Der Türkei ist es jedoch gelungen, die Öffentlichkeit zu beruhigen, ohne das Klima der Angst zu schaffen, das mit dem Terroranschlag erreicht werden sollte.

Zunächst sind Luftschläge gegen Terrorstrukturen im Norden des Irak durchgeführt worden. Dann erklärte Außenminister Hakan Fidan: „Nach diesem jüngsten Vorfall ist klar geworden, dass die beiden Terroristen aus Syrien kamen und dort ausgebildet wurden. Legitime Ziele unserer Sicherheitskräfte sind alle Infrastrukturen, Gebäude und Energieanlagen der PKK/YPG im Irak und in Syrien“. Nach dieser Erklärung wurde am 4. Oktober mit Angriffen türkischer bewaffneter Drohnen des türkischen Geheimdienst MIT auf Ziele in Syrien begonnen. Zu diesen Zielen gehörten sowohl militärische Ziele als auch Infrastruktur, Gebäude und Energieanlagen, wie Außenminister Fidan betonte. Berichten zufolge waren mindestens 11 Öl- und Gasfelder Ziel der Angriffe.

Es wurde bekannt, dass eine Drohen des Modells ANKA bei während eines Einstzes abgeschossen wurde. Stunden nach diesen Behauptungen bestätigten US-Vertreter über das Wall Street Journal, dass eine Drohne von ihnen abgeschossen wurde. Mit der Erklärung des Pentagon-Sprechers wurde diese Information dann offiziell. In der Erklärung hieß es, die türkische Drohne habe sich der US-Basis bis auf 500 Meter genähert und sei aus Sicherheitsgründen abgeschossen worden. Gleichzeitig wurde erwähnt, dass der Befehl zum Abschuss auf Initiative des regionalen US-Kommandeurs erteilt wurde.

Meines Erachtens muss dieser Punkt hervorgehoben werden, da die Türkei bis dato Hunderte von Operationen im Irak und in Syrien durchgeführt hat, ohne dabei US-Soldaten in Gefahr gebracht zu haben. Daher ist es nicht glaubwürdig, dass ein regionaler US-Befehlshaber dieser Tatsache nicht bewusst ist. Dass die Türkei ein NATO-Verbündeter ist und bei Militäreinsätzen in der Region US-Soldaten keiner Gefährdung aussetzt können internationale Experten bestätigen, die mit der Region und den militärischen Operationen der Türkei vertraut sind.  Darüber hinaus gibt es ein hohes Maß an Koordination zwischen der Türkei und den USA. Am 6. Oktober teilte das Außenministerium mit, dass ein technisches Missverständnis zu diesem Vorfall geführt habe. Bereits ein Tag zuvor hat die USA den Vorfall im Laufe des Tages als einen bedauerlichen Zwischenfall bezeichnet. Dieser Vorfall hatte keinen Einfluss auf die erfolgreiche Fortsetzung der militärischen Operationen der Türkei, die ohne Unterbrechung fortgesetzt werden, wie aus der Erklärung des Außenministeriums hervorgeht.

Auch wenn der Fall des Drohnenabschusses zurückliegt, bleibt die Tatsache bestehen, dass die CENTCOM-Kommandeure eine auffällige ideologische Nähe zu Elementen der PKK/YPG aufweisen. Damit haben US-Kommandeure ein Fundament gelegt, das den Vorwurf der Türkeifeindlichkeit untermauert. Der Widerstand des CENTCOM und sogar die emotionalen Äußerungen auf die damalige Entscheidung von Donald Trump, sich während seiner Präsidentschaft aus Syrien zurückzuziehen, haben die emontionale PKK/YPG-Bindung der US-Kommandeure deutlich offenbart. Obwohl die Verantwortlichen in der Türkei und in den USA über den Zwischenfall hinweggekommen sind, bleibt die ideologische Herangehensweise des CENTCOM eines der größten Hindernisse für die Entwicklung der Beziehungen zwischen Ankara und Washington.

Die auffälligste Bemerkung und Statistik in diesem Zusammenhang stammt von Charles Lister, dem Direktor des Syrien-Programms am Middle East Institute, und lautet wie folgt „Heute hat die Türkei, ein NATO-Mitglied, eine Drohne im Umkreis von einem Kilometer um einen US-Stützpunkt geflogen, ohne die offensichtliche Absicht, uns zu treffen, und wir haben sie abgeschossen. In den letzten zweieinhalb Jahren hat der Iran 85 Mal US-Stützpunkte bzw. US-Streitkräfte angegriffen, und wir haben vier Mal darauf reagiert.“ Anhand dieser ungewöhnlichen Statistik wird deutlich, wie „sensibel“ die regionalen Befehlshaber im Vergleich zum Iran auf die Türkei reagieren oder sie als Bedrohung wahrnehmen. Darüber hinaus gibt es keine rechtliche Grundlage für den Abschuss einer türkischen Drohne durch die USA.

Wie aus der Erklärung des Verteidigungsministeriums nach den Drohnen-Einsätzen hervorgeht, flogen die F-16 Luftoperationen in den Regionen Tel Rıfat, Derik und Cizire. Der Erklärung zufolge wurden 30 Ziele zerstört. Nachdem die Krise um den Drohnenabschuss überwunden war, verfolgte die Türkei mit den militärischen Luftoperationen die Strategie, die finanziellen Ressourcen der Terrororganisation auszutrocknen. Die militärischen Operationen gegen Öl- und Gasanlagen gehen weiter. Gleichzeitig wurden die seit 2020 laufenden Operationen gegen die Führungsebene der Terrororganisation (Neutralisierung) intensiviert.  In diesem Zusammenhang ist der Bericht der SETA mit dem Titel „The Role and Effects of UAVs in the Fight against Terrorism: Liquidation of Top PKK Terrorist Leaders and Operatives“ (Die Rolle und Auswirkungen von Drohnen im Kampf gegen den Terrorismus: Liquidierung von Top PKK Terroristenführern und -operatoren) abrufbar.

Zusammenfassend ist festzustellen, dass die Türkei ihre Antiterroroperationen im Irak und in Syrien sowie in der Türkei fortsetzt, wobei die Ziele diversifiziert werden. Die Bodenoperationen, der Ausbau des Geheimdienstnetzwerks, die Neutralisierung des Führungskaders und nicht zuletzt die Zerschlagung der Finanzquellen zeigen die Vielseitigkeit im Kampf gegen den Terrorismus. Darüber hinaus ist das ultimative Ziel, die Vorbereitungen für militärische Bodenoperationen voranzutreiben. So ließ Präsident Erdoğan nach dem Anschlag gegen das Innenministerium verlauten, dass ein erneuter Militäreinsatz nur eine Frage der Zeit und der entsprechenden Rahmenbedingungen wäre: „Unsere Strategie zum Schutz unserer südlichen Grenzen mit einem Sicherheitsstreifen von mindestens 30 Kilometern Tiefe und zur Kontrolle der Aktivitäten jenseits dieser Grenzen ist nach wie vor in Kraft. Unsere nächsten Schritte sind eine Frage der Vorbereitung, der Zeit und der Rahmenbedingungen. Deshalb sagen wir, dass der Satz ‚Wir können eines Nachts plötzlich kommen‘ niemals auf taube Ohren stoßen sollte“.

Mit der neuen Strategie, die die Türkei am 5. Oktober mit der Operation „Claw Sword“ (Die von den türkischen Streitkräften am 19. November 2022 gestarteten militärischen Luftschläge) und den darauf folgenden Drohnen-Einsätzen vorstellte, wird das Ziel der USA, eine „autonome“ Struktur für die PKK/YPG in Syrien zu errichten, zunehmend hinfällig. Die relativ leichte Zerstörung vieler Ziele wie Infrastruktur, Hochhäuser, Energieanlagen, militärischer Hauptquartiere, Lagerhäuser oder Unterkünfte sowie die Neutralisierung des PKK/YPG-Führungskaders macht die Bemühungen der USA in Syrien zur Errichtung einer autonomen PKK/YPG-Region zunehmend sinnlos. Die Stammesaufstände in Deir ez-Zor sind auch ein Beleg für die fragile Stabilität und hierarchische Struktur der PKK/YPG. Der jüngste Drohnen-Abschuss durch CENTCOM befeuert die Debatte über die rechtlichen Grundlagen der US-Präsenz in Syrien. Vor dem Hintergrund all dieser Aspekte ist es wichtig, dass die Türkei den Druck auf die terroristische Organisation PKK/YPG kontinuierlich aufrechterhält.

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